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Die Mücken-Geschichte

und auch Geschichte der Gemeinde Grunau, Kr. Kamenz

Aufzeichnungen von Leo und Alfons Mücke




Inhalt:
Die Nummer 18 in Grunau (Leo)
Hans Mücke [128] (Leo)
Bernard Mücke [64] (Leo)
Franz Mücke [32] (Leo)
August Mücke [16] (Alfons)
Alfons Mücke [8] (Alfons)
Anhang I: Die Brüder von August Mücke [16] und ihre Nachkommen (Alfons)
Anhang II: Die Nachkommen von Bernard Mücke [64] auf der in Grunau (Alfons)




Die Nummer 18 in Grunau

In einer mondhellen Nacht der dreißiger Jahre stand ich spät auf der stillen Dorfstraße in Grunau, einem Ortsteile der Gesamtgemeinde Kamenz in Schlesien. Ich blickte hin über das weite, mit Bäumen und Büschen bestandene Tal der Glatzer Neisse, deren Überschwemmungsgrenze hier die Dorfstraße bildet. Diese ist hier deshalb auch nur einseitig besiedelt. Hinter mir stieg die hochwassersichere Neisseterrasse langsam an. Und hier gab es eine Reihe von kleinen landwirtschaftlichen Anwesen, sogenannte beackerte Häußlerstellen. Hinter mir lag die Hausnummer 18. Ich hörte, wie die Kühe sich im Stalle regten und mit ihren Ketten klirrten.

Dieses Höfchen aber war die alte Heimat unserer Mückensippe. Der damalige Besitzer hieß freilich Clemens Wagner und war mit uns nicht verwandt. Denn im Jahre 1903 hatte Nikolaus Mücke seine Besitzung, nachdem sie 186 Jahre unsere Sippe beherbergt hatte, an den Vater Josef dieses Clemens Wagner verkauft und war nach Heinrichswalde gezogen, von wo im Jahre 1717 unser erster bekannter Ahn Hans Mücke [128] hierher nach Grunau auf die eingeheiratet hatte.

Die Nummer 18 war im Jahre 1589 gegründet worden. Damals verkaufte der Abt des Klosters Kamenz als politischer "Herr"des Klosterlandes ein "Auenflecklein" in Grunau für 10 Taler an Lorenz Schremig. Unter Aue verstand man wohl eine Art Allmendgrasfläche innerhalb der Dörfer, die keinem bestimmten Besitzer zugeteilt war, auf der vielmehr die Gänse weideten, arme Leute sich Gras sichelten und die Kinder sich tummelten. Zu dieser Aue gehörte offenbar auch der schmale Streifen zwischen der Dorfstraße und den Äckern des Klostervorwerks oben auf der Neisseterrasse, eben der genannte milde Abhang. Schremig wollte sich auf das Auenflecklein ein Haus bauen. Es wird ihm im Kaufkontrakte verboten, Hühner zu halten. Wer weiß, wieviel Ärger bei Nachbarn, ja auch Erbfeindschaft diese Nistkratzer machen können, wird sich nicht wundern. Ein Auenhaus ist als Hühnerfarm denkbar ungeeignet. Übrigends: So genau nahm es der Herr Abt auch wieder nicht. Denn im späteren Verkäufen wird unter dem Inventar des Hauses eine Henne im amtlichen Kaufbuche des Dorfes Grunau amtlich genannt.

Unser lieber Lorenz Schremig kaufte sich im Jahre 1600 für 4 Schillinge = 48 Taler Acker von Adam Neuschock, der auch Hartwig hieß, welcher Acker "unter den Paulwitzer Birken" lag, und 1601 verkaufte ihm der Abt ein sichlich angrenzendes Auenflecklein zur Erbauung "eines Scheunichens" für 2 Taler. 1610 verkaufte Schremig "sein halbes Haus" für 7 Schillinge = 84 Taler an Martin Plaschke, der sich auf "seinem halben Teile eine sonderliche Feuerstelle aufrichten darf". Martin Plaschke starb schon 1619, ebenso Schremig. Zuvor aber hatte der noch im Jahre 1612 auch die andere Hälfte seines Hauses für 9 1/2 Schillinge = 114 Taler verkauft. von 1616 bis 1644 ist Besitzerin die "Witwe" Eva des David Wanke, der ihr unter Zurücklassung erheblicher Schulden davongelaufen war. Die Zinszahlungen der Plaschkehälfte hören während des 30jährigen Krieges auf, woraus wie in den vielen anderen Fällen der Art anzunehmen ist, daß die Bewohner ausstarben, weniger wohl des Krieges wegen, als in der Pestzeit 1634. Die Hälfte wurde "wüst", wie man das nannte. Und auf diesem wüsten Flecke wird die Gemeinde nach dem Kriege das Gemeindehirtenhaus - noch heute stand dort das Gemeindehaus - errichtet haben. Von einem solchen war vor dem Kriege nicht die Rede.




Hans Mücke

Die Besitzer der wechselte oft: 1589-1612 (Schremig), 1612-1616, 1616-1644 (Wanke), 1644-1661, 1661-1667, 1667-1676, 1676-1679, 1679-1681. Da verkaufte sie der Chirurgus, Bader und Wundarzt Johann Portner fuer 75 Taler an Georg Mertin [258]. Die Mertins oder Martins treten bald nach dem großen Kriege in Kamenz auf. Ein Georg Martin [516] ist damals Schaffer auf dem Eichvorwerke des Klosters. Er ist natürlich kein Mönch, sondern ein Laie, der Schaffer, der "Inspektor" also wohl. 1652 wird ihm ein Sohn Georg [258] geboren und dieser ist es, der nach dem Doktor Eisenbart in die einzieht. 1679 hatte er Maria (259), die Tochter des Johann Stägmann [518] aus Folmersdorf geheiratet, die ihm 6 Kinder gebar. Unter diesen wuchs ein Mägdlein Maria (129) auf, die nach des Vaters im Jahre 1715 erfolgten Tode im Jahre 1717 den schon genannten Hans Mücke [128], den Sohn des Gärtners Johann Mücke [256] in Heinrichswalde heiratete; am 31.10. Zuvor am 6.10.1717 war folgender Kaufvertrag zwischen der Witwe Mertin (259) und ihrem Eidame Hans Mücke abgeschlossen worden:

Maria, weiland Georg Mertins Wittib, verkauft ihrem Eydame Hans Mücke ihr Haus für 84 Taler Schlesisch. Verkäuferin hat bei Lebzeiten Herberge, Holz und Licht, den Stubensöller, Futter für eine Ziege, jährlich eine halbe Metze Butter, eine Mandel Käse, eine Mandel Quärge, durch drei Jahre ein Metze Lein mitzusäen oder, wenn sie solche nicht überlebe, solchen der Tochter Sabine zu geben, samt dem Samen und vollends zu säen, bis die drei Jahre verlossen sind, und von einem Apfel- und einem Pflaumenbaume die Früchte.

Die Hochzeit des Urelternpaares fand in der Klosterkirche zu Kamenz am 31.10.1717 statt. Trauzeugen waren der Häusler Melchior Göbel und er Häusler Melchior Mertin [258a], beide aus Grunau. Göbel besaß die Häuslerstelle Nr. 15, wohnte also inder näheren Nachbarschaft. Er heiratete 1726 als Witwer in Glatz die Witwe Anna Maria des Klosterkochs in Kamenz Caspar König, die eine Tochter des Nagelschmiedes Weiser in Glatz war. Melchior Mertin war der Bruder des Georg Mertin [258], also der Onkel der Braut.

Die Kinder:

Hans Mücke und Maria, geb. Mertin hatten fünf Kinder.

  1. 1718, 13.8. Johann Bernard [64]
  2. 1720, ?.8. Anna Brigitta (64a)
  3. 1722, 12.2. Maria Elisabeth (64b)
  4. 1724, 3.1. Anton [64c]
  5. 1726, 20.1. Gottfried [64d]
Die Daten bezeichnen die Tauftage. Die Geburtstage interessierten nicht. Getauft wurden damals die Kinder entweder am Geburtstage oder spätestens am folgenden Tage.

Die Taufpaten:

  1. Georg Alt, Bauer in Grunau 1718 oder seine Frau Brigitte 1720; Anton Alt, Georgs Sohn und Nachfolger 1722, 1724, 1726
  2. Georg Rittich, Gärtner in Grunau 1718 oder seine Frau Ursula 1720, 1722, 1724, 1726.
  3. Anton Mertin, Diener des Abtes 1720, 1724, 1726 oder seine Frau Isabella 1718, 1722. Anton Mertin wird 1720 als servus triclinarius und 1724 als structor tabulae bezeichnet. Die Verwandtschaft mit der Frau des Hans Mücke ist nicht geklärt.
Verheiratung der Kinder:

Über die Verheiratung des ältesten Sohnes Bernard und Besitznachfolgers wird später zu reden sein.

  1. 1751, den 28.1. heiratete Anna Brigitta, Tochter des Häuslers Hans Mücke [128] den Junggesellen Johann Cristoph, Sohn des Johann Cristoph militis cataphracti (Kürassier). Es ist nicht ersichtlich, wo der Herr Kavallerist seinen Wohnsitz hatte.
  2. Maria Elisabeth hat keinen Mann bekommen. Das Kamenzer Totenbuch verzeichnet unter dem 26.1.1786: Elisabeth Mückin, eine alte Jungfer aus Grunau. Das ist der Begräbnistag, der Todestag interessierte nicht.
  3. Von Anton schweigen die Kirchenbücher gänzlich.
  4. Gottfried heiratete (Trauung in Reichenau am 13.10.1754) die Anna Rosina Köhler, Tochter des Häuslers Andreas Köhler aus Weigelsdorf bei Münsterberg. Wie mag die dorthin gekommen sein, in einer Zeit, die nocht keine Freizügigkeit kannte? Gottfried muß damals in Schrom gewohnt haben. 1758 finden wir ihn in Grunau. 1761 kaufte er das Haus des Johann Caspar Schäfer in Laubnitz für 130 T aler. Kaufbürge war sein Bruder Bernard. 1791 verkaufte er es seinem Schwiegersohne Amand Koblitz für 100 Taler. Gottfried starb 1804.
    Kinder:
    1. In Schrom 1755 ein Zwillingspaar Anna Rosina und Anna Maria Elisabeth. Erstere heiratete 1776 den Balthasar Gründel in Gierichswalde, letztere (wann ?) den Amand Koblitz, der 1791 Besitznachfolger Gottfrieds wurde. Amand Josef geboren, also ein Stammhalter. Bei der Trauung der Bernard-Mücke-Tochter Magdalena mit dem Gallenauer Josef Koblitz 1787 war ein Josef Mücke, Häusler in Laubnitz, Trauzeuge. Das dürfte unser Amand Josef sein.
    2. In Laubnitz erhielt Gottfried noch zwei Töchter: 1764 Veronika, gest. 1770 und 1769 Anna Maria Barbara, welche 1790 den Josef Weniger in Dörndorf heiratete.
    Gottfried Mücke hielt auf vornehme Paten für seine Kinder. Als solche sind vermerkt: Anna Rosina, die Frau des Erbscholzen Amand Schönwiese, Karl Phl, Erbscholze, die Bauern Bernard Ratzke und Bernard Schreiber, Anna Maria Förster, des Bauern Ignaz Förster Ehefrau. Sämtliche Paten stammten aus Schrom.
Ausklang: Hans Mücke wurde begraben als Häusler-Auszüger am 19.1.1762 (Alter nicht angegeben); seine Witwe Maria, geb. Mertin am 29.9.  1767 im Alter von 80 Jahren.




Bernard Mücke

Er muß 1748 oder 1749 geheiratet haben. Die Trauung habe ich aber trotz aller Bemühungen in der ganzen Gegend nicht auftreiben können. Da sie in der Kirche Wang oder in Maria Eck in Oberbayern (? DMH) nicht stattgefunden haben kann, ist anzunehmen, daß man sie ins Taufbuch einzutragen vergessen hat. Daß die Ehefrau Bernards [64] Hedwig (65) hieß, ersieht man aus den Taufeintragungen ihrer Kinder.

Der Kauf:

1753 kaufte Bernard Mücke [64] seinem Vater Hans Mücke [128] die Häuslerstelle 18 für 96 Taler ab. Der Kaufvertrag hat folgenden Wortlaut:

Vor uns, Tobias (Stusche 1742-57), Abt und Herrn von Kamenz, bekennen die Gerichte zu Grunau kraft eines anhero zur Konfirmation eingereichten Kaufkontraktes, daß Hans Mücke nebst seinem Beistande Georg Großer, Gärtner, und Nikolaus Mücke, Häusler, sein seither innegehabtes und zwischen hiesigem Gemeindehause am oberen und Hans Georg Gulitz am niederen Teile liegendes Auenhaus (das ist die heutige Hausnummer 18) in alten Rainen und Grenzen, auch mit allem dem, was erd-, niet-, leim- und nagelfest ist, samt aller Zubehör, wie solches er und voriger Besitzer genützt und gebraucht haben, jetzo seinem Sohne Bernard Mücke in präsentia (Gegenwart) seines Beistandes Hans Georg Stähr, Gärtner und Josef Buhl, Häusler, beide alldort, erblich verkauft hätte um 96 Taler. Hierauf zum Angelde Term. Mariä Lichtmeß 1754 fünfzig Taler, und dann alljährlich am gleichen Termine je vier Taler bis zur Erfüllung der genannten Kaufsumme.
Verkäufer dingt sich aus: Lebenslänglich freie Herberge, frei Holz und Licht für sich und sein Weib. Sollte aber eines von den Eltern absterben, muß der Käufer das noch Lebende (Teil) mit Wartung versehen. Ingleichen haben auch die zwei noch lebenden Kinder des Verkäufers freie Herberge, solange sie unverheiratet oder dienstlos, krank und lagerhaft wären. Verkäufer dingt sich aus den drittel Teil vom Obst.
Confim(atum), den 9. Mai 1753.

Die ganze Kümmerlichkeit des Hans Mückeschen Daseins ergibt sich auch daraus, daß Bernard, als er Mariä Lichtmeß 1754 das Angeld erlegte, von den 50 Talern 21 Taler, die ihm der Vater schuldete, zurückbehielt und eine Schuldforderung der Sabine Mertin (129a) an seinen Vater in Höhe von 18 Talern 5 Silbergroschen 6 Pfennigen dieser Sabine bezahlte, so daß der Vater nur 10 Taler 30 Silbergroschen 6 Pfennige bar ausbezahlt erhielt.
Der Taler hatte also damals 36 Silbergroschen und der Silbergroschen 12 Pfennige. Übrigends ist ein Gärtner nicht ein Blumen- und Gemüsezüchter, sondern der Besitzer eines landwirtschaftlichen Kleinbetriebs, der größenmäßig zwischen einem Bauernhofe und einer beackerten Häuslerstelle liegt.

Die Abzahlungsraten werden im Kaufbuche j edesmal notiert. So heißt es etwa 1761:
Bernard Mücke entrichtete zum Termine Mariä Lichtmeß 1761 vier Taler, und es bekannte Franz Hirschwälder in obhabender Vollmacht des Verkäufers Johann Mücke, daß er, Verkäufer, solche bar und richtig empfangen hätte.
Die Rate von 1762 geht auf das Begräbnis des Verkäufers drauf. Bei der Zahlung der letzten Rate heißt es:
Bernard Mücke entrichtet den Rest der Kaufsumme mit 6 Taler, und es bekannte desselben Bruder Gottfried Mücke, Häusler in Laubnitz, daß diese (Taler) die nunmehr verstorbene Mutter (+29.9.1767) bei ihren Lebzeiten erhalten und teils auf deren Begräbnis ausgezahlt worden, zur hiesigen Verzicht. Actum 8.3.1771
Bernard kam seinen Verpflichtungen nach.

Ja, da kam doch unter den Verkaufsbeiständen des Hans Mücke ein Nikolaus Mücke vor. Wer ist denn das? Nun, es gab in Grunau schon vor dem 30jährigen Kriege eine Mückesippe, die sich sogar bis an den Anfang aller Grunauer Bücher bis 1555 zurückverfolgen läßt. Auf der ersten Seite des 1. Kamenzer Taufbuches von 1618 steht gleich ein Mikke. Ich konnte diesen Leuten eine gradezu grafenmäßige Ahnenreihe nachweisen. Während unsere Mücken ihre beackerte Häuslerstelle rechts vom Gemeindehirtenhaus hatten, die , hatten jene Mücken ihre beackerte Häuslerstelle links vom Hirtenhause, die . Und zwar taten sie das von 1651 bis zum Tage der Austreibung im Jahre 1945, also fast 300 Jahre lang. Ich habe in allen Büchern nicht von Verwandtschaft oder Verschwägerung der beiden Sippen gefunden. Wie schön wäre es doch gewesen, wenn ich bei unserer Sippe so erfolgreich gewesen wäre! Der oben genannte Nikolaus war also ein Weihnachtsmann aus der anderen Sippe.

Der Kaufbürge Josef Buhl war der Besitznachfolger des Georg-Alt-Schwiegersohnen Josef Buchmann auf der Gärtnerstelle 74 (1749-1777). Ihm folgte sein Sohn Franz Buhl (1777-1811). Dessen Tochter Johanna heiratete 1787 den Franz Aßmann, der Franz Buhls Besitznachfolger wurde (1811-1855). Die Tochter dieser Eheleute, Johanna, heiratete den Schneidermeister Amand Anton Schwarzer in Kamenz, der der Lehrmeister meines Großvaters August Mücke [16] wurde. Auf Franz Aßmann folgte auf der 74 sein Sohn Alois (1855-1892). Die Ehefrau hieß Anna geb. Hoppe. Ein Sohn dieser Eheleute, Ferdinand, geb. 1.8.1854 wurde Priester. Seiner Primiz im Jahre 1884 in Kamenz hat mein Vater Alfons Mücke [8] beigewohnt. Der Primiziant wurde später Pfarrer in Frankenstein (1892-1897), wo er starb.

Nun noch einmal zurück zu dem Kaufbürgen Josef Buhl. Dessen Sohn Anton erwarb 1765 die Nr.34, welche im Besitze der Familie Buhl blieb, bis sie 1899 durch Heirat in die Hände unserer Mückensippe von der überging. Reihenfolge der Besitzer der 34: Anton Buhl 1765-1810, Josef Buhl, Sohn 1810-1841, Anton Buhl, Enkel 1841-1891, Auguste Buhl, Tochter des vorigen 1891-1899, Karl Mücke 1899-1920 und Paul Mücke 1920 bis zur Vertreibung 1945.

Die Kinder Bernards und Hedwigs:

  1. , 19.01. Maria Theresia (32a) (so im Taufbuche, in der Familie Hedwig genannt)
  2. , 14.07. Bonaventura Bernard [32b] gest. 24.8.1761
  3. , 6.01. Anna Maria Magdalena Elisabeth (32c) gest. 15.1. 1760
  4. , 5.11. Anna Maria Magdalena (32d)
  5. , 12.02. Johann Josef Blasius [32e] gest. 29.1.1761
  6. , 9.12. Anton Alois [32f]
  7. , 4.08. Anna Maria Barbara (32g)
  8. , 11.01. Franz Josef [32]

Paten:

Johann Friedrich Opitz, seine Töchter Hedwig und Magdalena und der Ehemann der letzteren, Josef Hoffmann
Johann Georg Stähr oder sine Frau Anna Maria
Franz Leeber oder seine Frau Maria Elisabeth, auch noc, als sie in 2. Ehe Frau Cristoph geworden war.
Johann Friedrich Opitz war braxator, d.h. Brauer im Kloster. Sein Vater Johann Opitz war Brauer in Wartha. Stähr soll aus Wenig-Nossen bei Münsterberg gekommen sein, er hatte 1749 die Gärtnerstelle 72 von Siegmund Gründel gekauft, war aber auch Wagner, d.h. Stellmacher beim Kloster. Seine Frau Anna Maria, geb. Domnig, stammte aus Groß-Nossen.

Verheiratung der Kinder:

Am 27.10.1778 heiratete der Häusler Josef Menzel in Grunau, Sohn des Auszügers Georg Menzel, die Hedwig (32a), des Häuslers Bernard Mücke [64] daselbst eheliche Jungfrau Tochter. Das Alter der Brautleute ist nicht angegeben. Trauzeugen: Anton Moschner, Bauer, und Anton Großer, Gärtner, beide in Grunau.
1781 bekamen die Eheleute einen Sohn Josef Friedrich. Menzel verkauft seine im Jahre 1812 an Florian Gregor. Da war der Sohn wohl gestorben. Die Eheleute starben beide kurz nacheinander im Jahre 1821.

Am 5. Februar 1786 heiratet der Häusler Anton Mücke [32f] in Grunau, des Auszügers Bernard Mücke daselbst Sohn, die Anna Rosina des Josef Sündermann gewesenen Häuslers zu Hemmersdorf nachgelassene Jungfrau Tochter. Trauzeugen: Anton Großer, Gärtner in Grunau, und Dominikus Sündermann, Gärtner in Hemmersdorf. Anton Mücke hatte 1785 den väterlichen Besitz, eben unsere erworben. Über ihn und seine Geschlechterfolge siehe Anhang II.

Am 12.6.1787 heiratete Josef Koblitz, Häusler in Gallenau, die Magdalena (32d), die Tochter des Auszügers Bernard Mücke. Trauzeugen: Melchior Jenk (?, vielleicht Jung) Bauer in Laubnitz und Josef Mücke, Häusler daselbst.

1804 heiratete der Witwer und Auszüger Michael Werner in Grunau die hinterlassene Tochter Barbara (32g) des Auszügers Bernard Mücke. Dieser Werner besaß einmal die . Seine 1. Frau war die Tochter Ludgarde des Pachtmüllers Johann Georg Schwarzer, Hochzeit 1771. Aus der Ehe mit unserem Mückenmädchen ging noch eine Tochter hervor: Anna Maria Elisabeth Apollonia. Michael Werner starb 1822, im Alter von 74 Jahren. Unsere Barbara 1844 mit 80 Jahren. Seine hatte Werner schon vor seiner zweiten Verheiratung seinem Sohne Anton verkauft.

Der Verkauf der 18 von Bernard Mücke an Anton Mücke:

Vor uns, Raphael (Rösler, 1773-1808, also der letzte Abt) Abt und Herrn von Kamenz, bekennen die Gerichte zu Grunau vermöge eines aufgesetzten eingereichten Kaufkontraktes den 9.10.1785, daß Bernard Mücke sein alldortiges innegehabtes Auenhaus zwischen dem Gemeindehause und Johann Gultizens Auenhause mit Nutz und Beschwerden seinem Sohne Anton Mücke nebst seinem Beistande und Kaufbürgen Josef Gärtner, Häusler daselbst, erblich verkauft hätte vor und um 100 Taler Heirauf Termin St. Johann Baptist 1786 zum Angelde 50 Taler, dann jährlich zm genannten Termine 5 Taler bis zur Berichtigung der Kaufsumme zu zahlen. Verkäufer dingt sich aus: Für sich und sein Weib freie Herberge lebenslänglich, freies Holz und Licht, frei zu backen. Sollte aber eines von beiden absterben, so hat der Käufer das lebende mit Wartung zu versehen. Ferner den dritten Teil von allem zuwachsenden Obste. Von George (23.4.) bis Michaelis (29.9) alle Tage ein Quart Suppe, wie sie der Wirt hat, alle 3 Wochen vor 1 Sgr. Butter und zwei Quart Winterbutter. Auch haben die 3 Kinder des Verkäufers, sofern diese dienstlos oder krank wären, bei dem Käufer freie Herberge, solange solche unverheiratet sind. Vermöge des vorigen Kaufs hat die Elisabeth Mückin (Schwester des Verkäufers, +26.1.86) solange sie lebt, freie Herberge.
Päsent. und confirm. den 28.10.1785

Am 1.5.1801 bekennen die Erben des Bernard Mücke, daß ihr Bruder Anton die Kaufsumme von 100 Talern bezahlt hat.

Ausklang: Bernard Mücke [64] starb 1801, den 8.2.. Seine Frau Hedwig (65) war ihm schon 1795, am 30.1. im Tode vorausgegangen. Da ihr Alter beim Tode mit 65 Jahren angegeben wird, müßte sie 1730 geboren sein, also recht jung geheiratet haben.




Franz Mücke

Franz Josef Mücke [32], der am 11.1.1768 geborene Sohn des Bernard [64] und der Hedwig (65), mein Urgroßvater, war gelernter Weber. Ach, ich vermute, daß alle diese kleinen Leute damals webten. Über seine militärische Laufbahn machte und das Geheime Staatsarchiv in Berlin folgende Mitteilung:

1789 war er schon Soldat im Infantrieregimente Nr.49 in Neisse. Größe: 5 Fuß 5 Zoll 3 Strich (=1.71 m). Er machte den Rheinfeldzug 1792-95 mit, war 1792 Grenadierschütze, 1803 Unteroffizier, wird aber nach 1805 nicht mehr erwähnt. Er war also 15-16 Jahre Soldat.

Über das Infantrieregiment 46 teilt Stadtarchivar Weisser in der Neisser Zeitung mit:
Das Regiment war 1741 von Friedrich d. Gr. als Pionierregiment gegründet worden. Es wurde jeweils nach seinen Chefs genannt: 1741 Regiment von Wallrave (Erbauer der Neisser Festung und des "Roten Hauses", 1748 von Seers, 1758 von Dierecke, 1770 von Schwartz, 1788 von Borch, 1795 von Schoenfeld, 1800 von Müffling.
Franz diente unter den letzten 3 Chefs. Sein Kompagniechef war immer der Major von Kuikebusch. 1807 wurde das Regiment aufgelöst. Um 1910 stand in Neisse das Infantrieregiment Nr.23. Der Kantonierungsbezirk des alten Regimentes umfaßte Frankenstein, Wartha, Neustadt, Oberglogau, Zülz, Steinau, Klein-Strehlitz und Umgegend; insgesamt 13194 Feuerstellen.
Die Landeskinder, die sog. Einländer, brauchten im Jahre nur eine längere oder kürzere Zeit zu dienen.

Erste Ehe und Kinder:

Am 23.11.1795 heiratete Franz die Johanna, Tochter des Häuslers Anton Hauke in Gallenau. Trauung in Alt-Altmannsdorf. Trauzeugen waren die Bauern Ignaz und Josef Pohl in Gallenau.

. Josef Franz Thomas geb. gest. und (Zwillinge)
. Ignaz Florian Adam .12.1796 .1.1797
. ein totgeborener Knabe .3.1803
. Johanna Hedwig Agnes .11.1804

Kauf eines Hauses: Am 23.11.1799 verkaufte in Grunau Karl Pohl in Beistand des Franz Baudisch sein Haus Nr.64 zwischen dem Gärtner Franz Schrom om oberen und dem Häusler Benedikt Kuschel am niederen Teile dem Musketier Franz Mücke. Dessen Kaufbürgen waren der Gärtner Josef Teichgräber und der Häusler Josef Menzel. Der Preis betrug 150 Taler. 20 Taler waren sofort zu erlegen, der Rest sollte in einer Summe am nächsten Michaelistermine beglichen werden. Der Verkäufer verspricht dem Käufer durch gegenwärtiges Frühjahr die Äcker vollends zu bestellen und den gehörigen Dünger darauf zu fahren, dann auf den Herbst von der diesjährigen Ernte eine halbe Mandel Roggenstroh, ingleichen die Fenster in gehörigen Stand zu setzen und die offene Wand in der Scheune auszukleben und überdies eine Mandel Brettnägel zu geben. Viktoria Koblitz, die ledige Tochter eines Vorbesitzers, hat Herberge auf dem Hause.

Die war also eine beackerte Häuslerstelle und befand sich anscheinend nicht im besten Zustande.
Ich berichtige mich: Der Kaufkontrakt war bereits am 5.5.1799 errichtet worden. Die Confirmation durch den Abt, d.h. durch dessen Verwaltung geschah am 23.11.99. Am gleichen Tage bekennt der Verkäufer schon, daß ihm Franz Mücke die 150 Taler bezahlt habe, und zwar auf folgende Weise: Er habe eine auf dem Hause stehende Schuld von 30 Taler, die auf den Namen des Häuslers Josef Menzel zu Grunau lautete, übernommen. Dann habe er die übrigen 130 Taler heute bar bezahlt.

Diese glatte und schnelle Erledigung des Kaufs stellt der Leistungsfähigkeit des Musketiers ein gutes Zeugnis aus.
Das Haus 64 brannte um die Jahrhundertwende 1900 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Der Hausplatz wurde mit der 33 vereinigt. Er war zuletzt als Garten benutzt.

Zweite Heirat:

Das Kamenzer Trauungsbuch berichtet unter dem 28.6.1819, daß der Witwer und Gerichtschreiber Franz Mücke [32] aus Baumgarten mit Juliane Engel (33) aus Wolmsdorf einen neuen Ehebund schloß. Was war geschehen? Es muß also Franzens erste Frau Johanna geb. Hauke, gestorben sein. Dann hat Franz seine Häuslerstelle in Grunau verkauft und ist nach Baumgarten bezogen. Damit verläßt unsere Mückenlinie die Mückenheimat Grunau, und zwar so gründlich, daß in unserer Zeit nach 1900 weder in Grunau noch bei uns ein Wissen um unsere Verwandtschaft bestand.

In Baumgarten war Franz zuerst Einlieger. Zwischen 1822 und 25 kaufte er das der Erbscholtisei gegenüberliegende Auenhaus (zu dieser gehörend) oberhalb des heutigen Försterteiches, das nach ihm sein ältester Sohn Ludwig [16a] besaß, der es einige Jahre vor seinem im Jahre 1900 erfolgten Tode in fremde Händer verkaufte. Diese rissen es ab und erbauten an seiner Stelle einen Neubau.

Nun muß ich mich wieder berichtigen: Franzens erste Frau starb erst in Baumgarten am 3.1.1819 mit 53 Jahren am Nervenfieber. Der Witwer hatte es also mit seiner Wiederverheiratung recht eilig. Da bei der zweiten Trauung weder die Eltern der Brautleute nocht Trauzeugen genannt werden, hat es große Mühe gemacht, hinter die Abstammung der zweiten Frau Juliane Engel (33) zu kommen, bis es auf dem Umwege über die ihr verwandten Strangfelds in Laubnitz gelang. Juliane war die Tochter des Schumachers Josef Engel [66]. Dieser heiratete 1775 in Wolmsdorf die Anna Maria Volkmer (67). Wieder verschweigt und das Trauungsbuch die Eltern, nur das Alter der Brautleute wird mit 24 und 23 Jahren angegeben. 1779 kauft Josef Engel ein Haus in Dörndorf, das er 1796 wieder verkauft. Beim Verkaufe macht er Herberge für sich und seine Frau und die drei in Dörndorf geborenen Kinder Florian [33a], Theresia (33b) und Juliane (33). Da Juliane 1869 mit 79 Jahren gestorben ist, müßte sie 1790 geboren worden sein. Nach dem Verkaufe in Dörndorf kehrte Josef Engel nach Wolmsdorf zurück, wo er als Einlieger lebte und im Jahre 1811 60 jährig starb. 1816 starb seine Frau, ebenfalls in Wolmsdorf. Als Juliane heiratete waren also beide Eltern tot.

Nun bitte ich aufzupassen: Julianes Bruder Florian [33a], geb. 1784 in Dörndorf heiratete als Soldat 1812 die Johanna Prause aus Heinrichswalde, er 28, sie 26 Jahre alt. Er war später Gärtner und Gerichtsschreiber in Schrom. Im Jahre 1820 wurde ihm, noch in Wolmsdorf eine Tochter Johanna geboren, die 1844 den Gärtner und Schneider Thomas Gix heiratete. Als dieser nach 2 Jahren starb, schloß sie 1847 eine zweite Ehe mit dem Gärtner Josef Strangfeld in Schrom. Sie zogen später nach Laubnitz. Noch in Schrom wurde ihnen ein Sohn Franz Josef geboren im Jahre 1848. Dieser Franz Josef Strangfeld heiratete als Häusler in Laubnitz 1891 die Anna Schleicher aus Wolmsdorf. Er starb 1935 im Alter von 87 Jahren als Auszüger in Laubnitz. Mein Vater hatte ihn in seiner Jugend kennengelernt und wußte um die nahen Verwandtschaftlichen Beziehungen der Strangfelde zu seiner Großmutter. Allerdings nur oberflächlich. Ich habe ihn kurz vor seinem Tode noch aufgesucht.

Kinder aus der Ehe Franz Mücke - Juliane Engel:

Karl Sebastian August [16d] August* Josef Ignaz [16]
. Ludwig* Josef Johann [16a] geb. .6. getauft .6.1820
. Franz Josef Ignaz [16b] fehlt 11.1.1822
. Josef Karl Ernst [16c] fehlt 15.12.1825 gest. .7.1827
.1. .1.1828
.5. 15.5.1830

Paten:
Josef Menzel, Häuslerauszüger in Grunau (1820)
Franz Ende, Erbscholtiseibesitzer in Kattersdorf bei Patschkau oder sein Frau Johanna
Die Bauern Ignaz Vogel und Ludwig Langer in Baumgarten oder ihre Ehefrauen Theresia und Maria

Der Pate Josef Menzel ist aus dem Vorhergehenden bekannt. Er vermachte bei seinem Tode seinem Patenkinde Ludwig [16a] wie auch den beiden Söhnen Anton und Eugen des Grunauer Anton Mücke [32f], des Bernardsnachfolgers, auf der je 8 Taler, welche die Kinder 1822 ausgezahlt erhielten. Dieser Mann war die letzte Klammer zwischen den beiden Zweigen unserer Sippe. Ich, der ich unsere Verwandtschaft wiederentdeckt habe, sende dem guten Manne einen herzlichen Gruß in die Ewigkeit nach.

Der Pate Franz Ende war der Sohn des Freigärtners und Sattlers Josef Ende aus Berthelsdorf bei Striegau. Er heiratete 1798 Johanna Wenke, die Tochter des Hufschmieds Johann Friedrich Wenke in Dürr-Hartha (Trauung in Frankenberg). Der Schmied Wenke hatte in die Schmiede nach Dürr-Harta eingeheiratet, denn er hatte in Frankenberg am 24.8.1773 die Tochter des Erbhufschmiedes Michael Exner in Dürr-Harta geheiratet, die Anna Maria hieß. Diese hatte 1783 eine zweite Ehe mit dem Hufschmiede Franz Olbrich in Dürr-Hartha geschlossen, war also bei der Verheiratung ihrer Tochter Johanna mit Franz Ende im 1798 bereits Frau Olbrich. Bei ihrer Wiederverheiratung war sie 32 Jahre alt. Wie Franz Ende Erbscholtiseibesitzer in Kattersdorf wurde (er wird auch als Vorwerksbesitzer und Stadtverordneter in Patschkau bezeichnet) und welche Beziehungen ihn mit unserem Franz Mücke verbanden, hat sich in der Familientradition nicht erhalten. Eine Schwester Veronika der Johanna Wenke war verheiratetmit dem Grunauer Erbschmiede Anton Mühlan, der die Nr.14, eben die Schmiede dort von 1809 bis 1843 besaß. Sie starb 1836 im Alter von 58 Jahren.

Über die Verheiratung der Franz-Mücke-Kinder siehe Anhang I "Die Brüder meines Vaters und ihre Nachkommen", nein: meines Großvaters.

Ausklang: Franz Mücke [32] bekleidete in Baumgarten das Amt des Gerichts-, d.h. Gemeindeschreibers, jetzt heißt das "Gemeindedirektor", bis zu seinem Tode am 16.11.1833. Das Totenbuch sagt, daß er im Alter von 65 Jahren unversehen am Gallenfieber starb. Er starb also unerwartet. Ein harter Schlag für seine Frau Juliane (33) mit ihren vier Kinder im Alter von 13 bis 3 Jahren. Sie schlug sich tapfer, recht und schlecht durchs Leben und starb am 14.12.1869 im Alter von 79 Jahren an Alterschwäche.

Mein Großvater August [16] war erst 3 Jahre alt beim Tode seines Vaters. Die Familie seiner Mutter stammte aus Wolmsdorf. Diese beiden Tatsachen erklären es wohl, daß die Verbindung zu der Mückenlinie in Grunau abriß.




August Mücke

In den dreißiger Jahren habe ich für Grunau und Baitzen die Hofegeschichten für sämtliche Besitzer geschrieben und sämtliche Kirchenbucheintragungen hineingearbeitet. Die Unterlagen fand ich im Staats- und Diözesanarchiv in Breslau und in den Pfarrarchiven der Pfarreien; ich verkartete auch sämtliche Kirchenbücher der Gemeinden Hemmersdorf und Wolmsdorf. Im ganzen habe ich 70000 Karteikarten geschrieben. Meine Freizeit ging dabei drauf, 8 Jahre lang. Die Arbeit war mir eine große Freude. Geblieben ist mir leider nichts, alles mußte ich zurücklassen. Denn wer hätte geglaubt, daß ich meine Karteien und Hofegeschichten nach Hannover zu meinem Schwager hätte in Sicherheit bringen sollen. Dessen Haus blieb dann stehen. Erhalten ist nur das, was mein verstorbener Vater sich aus meinen Ergebnissen und Notizen als Geschichte unserer Familie Mücke und als Geschichte der Buchwalds und Anlauffs in Baitzen sorgfältig zusammengestellt und für das letzte Jahrhundert aus eigenem Wissen ergänzt hatte. Als er im Januar 1945 bei 20 Grad Kälte auf einem offenen Güterwagen der Reichsbahn flüchten mußte, hat sich der 76 Jahre alte Mann diese seine Ausarbeitungen eingesteckt und gerettet. Ich habe sie auf diesen Blättern benutzt. Von jetzt ab schreibe ich seine Darlegungen wörtlich ab, erstens weil sie allein meines Vater Arbeit sind und zweitens, damit ihr Leser seht, wie er schrieb. Er war übrigens ein guter Briefschreiber und ein fleißiger.

Mein (es redet also von jetzt ab mein Vater Alfons Mücke) Vater war der jüngste Sohn des Häuslers und Gerichtsschreibers Franz Mücke [32] und seiner Ehefrau Juliane geb. Engel (33), geboren am 12.5., getauft am 15.5.1830 zu Baumgarten, Kreis Frankenstein. Seine Taufpaten waren: Johanna, Ehefrau des Erbscholtiseibesitzers Franz Ende in Kattersdorf bei Patschkau, die Bauern Ignaz Vogel und Ludwig Langer in Baumgarten. Taufnamen: August Josef Ignaz. Die Taufe vollzog Kaplan Josef Walter, der später Pfarrer in Baumgarten war (von 1839-1853), dann nach Altewalde, Kr. Neisse, ging, wo er 1869 starb.

Der Hauptkatalog der katholischen Schule in Baumgarten (angelegt 1841 von dem damaligen Schullehrer und Kantor Majok) enthält folgende Eintragungen über den Schüler August Mücke [16] :
Er besuchte die Schule von 1835 bis 1843. Schulbesuch regelmäßig, Fleiß und Fortschritte gute, sittlich-religiöses Betragen gut. Entlassung aus der Schule am 6.5.1843. Erstmaliger Empfang des hl. Abendmahles am 21.5.1843.

Mein Vater erlernte wie seine älteren Brüder Ludwig [16a] und Karl [16d] das Schneiderhandwerk, während Franz [16d] Schuhmacher wurde. Als seinen Lehrmeister bezeichnete er mir den Schneidermeister Amand Anton Schwarzer in Grunau, den am 5.10.1813 geborenen Sohn des Einliegers Josef Schwarzer in Laubnitz und dessen Ehefrau Elisabeth geb. Praße. Gesellenzeugnis und Meisterbrief sind verlorengegangen. Außer bei Schwarzer soll mein Vater als Geselle auch bei dem Schneider Reinhold in Baumgarten gearbeitet haben. Dieser Reinhold dürfte ein Sohn desAugust Reinhold aus Hemmersdorf gewesen sein, (Vater: Auszüger Josef Reinhold daselbst) der 1819 die 1790 geborene Tochter Theresia des Anton Mücke [32f] von der Nr. in Grunau (Bruder des Großvaters Franz [32]) geheiratet hatte.

Wann August Mücke [16] sich selbständig gemacht hat, konnte ich nicht feststellen, wohl noch vor 1860. Sicher ist, daß er schon vor seiner Verheiratung seine Mutter Juliane zu sich genommen hatte, die auch bei ihm starb (wie später auch seine Schwiegermutter).

Mit Pfarrer Josef Walter blieb er auch nach dessen Weggange in geschäftlicher Verbindung; denn er war wiederholt bei ihm in Altewalde und lernte auc h den zu meiner Zeit (um 1900) beim Major von Maubeuge in Deutsch-Wette, Kr. Neisse arbeitenden alten Schloßgärtner Liebetanz kennen, der - wie ich glaube - ein Neffe der Walterschen Pfarrwirtin Rosalie Liebetanz war, wie auch die Tochter Maria des Altewalder Schullehrers Kunert, verehelichte Modzek, in deren Hause in Zülz meine Quartiergeberin wohnte, als ich Seminarist in Zülz wurde. Auch sie konnte sich meines Vaters noch erinnern.

1866 gründete August Mücke durch Heirat einen eigenen Haus- und Familienstand. Das Traubuch in Baitzen (1834 bis 1915, Seite 59) berichtet:
Am 30. April 1866 wurden in der hiesigen Pfarrkirche getraut: der Schneidermeister Junggesell August Mücke aus Baumgarten, ehelicher Sohn des verstorbenen Häuslers und Gerichtsschreibers Franz Mücke, mit der Jungfrau Josefa Buchwald (17) aus Baitzen, eheliche Tochter des dasigen Gärtnerauszügers Anton Buchwald [34].
Zeugen: Schneidermeister Ludwig Mücke aus Baumgarten und Schuhmacher Josef Langer in Baitzen.

Die Geburt der Braut bezeugt das Baitzener Taufbuch (von 1791 bis 1875, Seite 306) wie folgt:
Den 1.5.1837 (Buchal, Kaplan) ist aus Baitzen des Gärtners und Kirchenvorstehers Anton Buchwald [34] von seinem Weibe Anna Maria geborene Anlauff (35) das den 30. April abends um 10 Uhr geborene Töchterchen zur hl. Taufe bebracht und demselben die Namen Josepha Johanna Franziska (17) beigelebt worden.
Taufpaten: Anton Berger, Gärtner und Gerichtsscholz; Josef Gottschalk, Gärtner und Tischler, Maria Franziska des Bauern Amand Jung Ehefrau; alle aus Baitzen.

Nach mehrjähriger Dienstzeit in Frankenstein, wo sie den großen Brand vom 24.4.1858 miterlebte, war mein Mutter 7 Jahre lang bis zu ihrer Verheiratung in Kamenz bei dem prinzlichen Baudirektor Martius bedienstet gewesen. Da sie mit ihrer Herrschaft des öfteren nach Baumgarten zu dem früheren Generaldirektor der prinzlichen Güter, nunmehr Besitzer der Erbscholtisei in Baumgarten Herrn Plathner kam, mag mein Vater sie kennengelernt haben.

Das erste und einzige Kinde dieser Ehe wurde am 16.1.1869 geboren und erhielt bei der hl. Taufe am 21.1. die Namen Alfons Maria August [8]. Taufpaten waren: Jungfrau Berta Steiner, Tochter des Bauern Florian Steiner in Baumgarten und Junggesell August Bartsch, Sohn des Bauern Josef Bartsch in Grochwitz. (Letzerer wurde Bauer in Heinrichswalde. Seine Tochter heiratete den Lehrer Karl Thiem, der später Hauptlehrer und Kantor in Baumgarten wurde.)

Der Vater wohnte zuerst als Einlieger in dem Tschinkehause (3. Position unterhalb der Frankensteiner Chaussee. Es ist zweistöckig und steht mit der Langseite gegen die Straße wie das ihm gegenüberliegende einstöckige Auenhause.) Etwa 1874 zogen wir in das dem Drechsler Schneider gehörige Jaus Nr. 83, gegenüber dem Austritt der Chaussee nach Frankenberg. Etwa 1880 kaufte es der Vater für 800 Taler, der er bald bar erlegte. Im Hause befand sich auch ein Kramladen, den die Mutter bewirtschaftete. Um 1910 verkaufte er es zum gleichen Preise seinem unteren Nachbarn, dem Gastwirte Rose, der es wegreißen ließ und den Platz als Gesellschaftsgarten seinem Grundstücke einverleibte.

(Leo Mücke: Hier muß ich einen Einschub machen. Das Haus hatte eine großartige Lage. Alle Giebelfenster ermöglichten uns, die Chaussee nach Frankenberg, die ein großes Stück geradeaus führte, entlangzusehen. Das Haus wurde überragt von einem großen Vogelkirschbaume. Im Vorgärtchen gab es Rosen und Akelei und andere Blumen. Am Giebel wuchs ein Weinstock empor. Es gehörte ein Garten dazu mit Gemüse un Obstbäumen und einer langen Stachelbeerhecke mit großen Früchten. Ein kleiner Schuppen stieß rechtwinklig and das Haus. Im Ställchen lebte eine Henne mit einem marmornen Nestei. Der Brunnen, d.h. die Pumpe gab leider flaues Wasser. In der Giebelnische stand ein großes Prager Jesulein. Wenn wir in der Bodengiebelstube als Feriengäste zu Bette gingen, hörten wir draußen auf der Kastanie vor der Ladentür eine Amsel singen. Noch lag der Goldglanz des Sommererntetages in der Luft. Es roch noch reifem Getreide draußen, das die Bauern den ganzen Tag eingefahren hatten. Ach, wie tut mir das Herz weh, daß das alles verschwundem ist, was der gute Großvater sich einmal durch seiner Hände fleißige Arbeit als Mückenheim erworben hatte. Das Haus hatte ein Schindeldach. Die Großeltern hatten es versäumt, die Schäden daran sofort wieder ersetzen zu lassen. Ihr müßt bedenken, daß der Großvater fast blind war und schon lange nicht mehr arbeiten konnte und das das Kramlädchen natürlich wenig eingrachte. Großmutter mußte sich im Handwagen ihre Ware selber aus dem mindestens 5 Kilometer entfernten Frankenstein holen. Und sie hatte Leistenbrüche. Da faulten die Schindeln. Es faulte auch das Sparrenwerk an. An eine solche Reparatur war aber schon gar nicht zu denken. Vater, das einzige Kind, hatte selber 5 Kinder inzwischen. Da blieb nichts anderes als der Verkauf übrig. Ich selbst war noch Schüler. Großvater besaß eine Laute und ein selbstgeschriebenes Liederbuch dazu. An der Längswand der Bodenstube hingen Dutzende von Photos, eine wahre Ahnengalerie, von Großvater in Zigarrenkistenholz gerahmt. Ein Hausaltärchen hatte er gebastelt mit einem drehbaren Tabernakel. Nie habe ich in Baumgarten ein böses Wort gehört. Ich sehe die lieben alten Leute noch auf ihr em bescheidenen Sofa sitzen und mir zuhören, wie ich ihnen meine Lesefertigkeit als kleiner Junge vorführte, indem ich ihnen die Geschichten aus alten Kalendern vorlas, etwa die vom schwarzen Krampus, die sie natürlich alle längst kannten. Es lag ein große, stille Freude im Zimmer. Wir liebten uns und waren glücklich. Es würde allen meinen Nachkommen, die diese Blätter lesen, ganz übel anstehen, etwa die Nase über diese kleinen Häuslerleute alle zu rümpfen. Es ist bei uns in der Familie nach dem alten Grundsatz gegangen: Ehre Vater und Mutterm auf daß es dir wohlergehe und du lange lebst auf Erden. Es ist uns nie schwergefallen, die Eltern zu ehren. Waren sie äußerlich arm, innerlich waren sie reich. Gott segne sie für alles, was sie uns Gutes taten und für das Gute, das sie uns vererbten. Ehre ihrem Angedenken! Ende des Einschubs)

Die Eltern zogen in das schrägüber gelegene Hoffmannsche Auszugshaus (Leo: Der Bauer Paul Hoffmann war Vaters Schulkamerad), woselbst auch der Mutter einzige unverheiratete Schwester Anna Buchwald bis zu ihrem Tode wohnte.

Der Vater erreichte ein ehrenvolles Alter von 84 Jahren und starb am 6.5.1914 an Alterschwäche. Die Mutter überlebte ihn nur noch ein Jahr und verschied plötzlich am Herzschlage, 78 Jahre alt. Ihr Andenken bleibt gesegnet!






Alfons Mücke

Ich besuchte die Volksschule in Baumgarten vom 22.4.1875 bis 31.3. 1883. Nach dem Hauptkataloge dieser Schule wies das verloren gegangene Entlassungszeugnis folgende Zensuren auf:
Fleiß vorzüglich, Betragen desgl., Schulbesuch regelmäßig. Leistungen: vorzügliche in Religion, Frei- und Rechtschreiben, Rechnen und Raumlehre, Zeichnen und Schönschreiben - gute in Lesen und Sprachlehre, Geographie und Geschichte, Naturgeschichte und Naturlehre, Singen und Turnen.
Unter dem 10.Februar 1886 stellte mir der Hauptlehrer und Präparandenbildner August Hirschberg in Baumgarten zwecks Aufnahme in ein Lehrerseminar nachstehendes Zeugnis aus:

Alfons Mücke, ehelicher Sohn des Hausbesitzers August Mücke von hier, hat von Ostern 1883 bis jetzt mit mehreren anderen Präparanden von dem Unterzeichneten behufs Aufnahme in ein Lehrerseminar Unterricht erhalten. Derselbe hat in dieser Vorbereitungszeit bei guten Anlagen einen lobenswerten Fleiß und Eifer gezeigt, demnach sich gewiß die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten angeeignet, insbesondere eine anerkennenswerte Ausbildung in der Musik: im Orgel-, Flügel-, Violin- und Cellospiel erlangt. Seine sittlich-religiöse Führung war jederzeit lobenswert, und kann derselbe auch diesbezüglich zur Aufnahme empfohlen werden.

Ich meldete mich beim Seminardirektor Dobroschke in Zülz. Und bestand die Aufnahmeprüfung am 3.4.1886.

(Es folgt ein längerer Auszug aus der Familiengeschichte des Hauptlehrers August Hirschberg, die ich weglasse. Leo)

Am 29.4.186 begann ich mein dreijähriges Studium für den Lehrerberuf am Königl. Kath. Schullehrerseminare in Zülz. Das Lehrerkollegium bestand außer dem (weltlichen) Direktor Dobroschke aus dem (geistlichen) Oberlehrer Thomas und dem Seminarlehrern Laugwitz, Janusch, Ogurkowski, Kriesten, Langer und Milde. Akademiker waren nur Direktor und Oberlehrer. Die Seminarlehrer waren sämtlich aus dem Volksschullehrerstande hervorgegangen uns bis auf eine Ausnahme tüchtige Leute.

Unser Kursus zählte 24 Schüler, von denen jedoch zwei zurückblieben. Mit 3 meiner Mitschüler war ich im Quartier der Frau Inspektor Smy untergebracht. Das Zülzer Seminar war Esternat.

Am 20.2.1889 bestand ich mit allen meinen Mitschülern die Entlassungsprüfung. Den Vorsitz führte der von allen Examinanden gefürchtete Rat im Provinzial-Schulkollegium Dr. Slawitzky. Vertreter der Königl. Regierung in Oppeln war Regierungsrat Kupfer, Vertreter des Fürstbischofs Erzpriester Knappe in Zülz. Mein Entlassungszeugnis zensuriert Führung mit lobenswert, Fleiß mit recht befriedigend, Unterrichtsbefähigung mit anstellig. Die Leistungen in der schriftlichen Prüfung werden als gute bezeichnet in Deutsch, Religion, Raum- und Harmonielehre, als fast gute in Geographie, als genügende in Rechnen und Naturkunde. Meine mündlichen Leistungen waren gut in Deutsch, Religion, Physik und Chemie, fast gut in Pädagogik und Geschichte, genügend in Rechnen und Raumlehre, Geographie und Naturbeschreibung. In den Fertigkeiten erwarb ich mir die Zensur sehr gut im Orgelspiel und Zeichnen, gut im Schreiben, fast gut im Gesang und Gartenbau, genügend im Turnen, Klavier- und Violinspiel. Mit diesem Zeugnisse war die Berechtigung zur provisorischen Verwaltung eines Elementar-Schulamtes gegeben, in die ich schon nach wenigen Tagen eingesetzt werden sollte.

Zuvor aber noch einige kurze Notzen über die Person des Seminardirektors. Geboren am 8.9.1831 zu Neudorf bei Leobschütz besuchte Josef Dobroschke das Gymnasium seiner Kreisstadt und bestand 1851 die Entlassungsprüfung. Hierauf widmete er sich in Breslau dem Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften. Nachdem er drei Jahre als Hauslehrer in Wien gewirkt hatte, war er von 1861 an Hilfslehrer an dem Gymnasien Leobschütz und Glogau. 1865 wurde als Gymnasiallehrer in Neisse, am späteren Carolinum, angestellt, machte 1866 den Feldzug gegen Österreich im Stollbergschen Korps in Oberschlesien mit und wurde 1872 Seminardirektor in Habenschwerdt un 1877 in Zülz. Am 1.10.1900 trat er in den Ruhestand. Die letzten Jahre seines Lebens brachte er nach vorübergehendem Aufenthalte in Ziegenhals wieder in Leobschütz, seiner engeren Heimat, zu, wo er am 15.7.1915 starb und am 18.7. beigesetzt wurde. Später wurde er exhumiert und auf dem Jerusalemer Friedhofe in Neisse bestattet, wo auch seine Gattin, sein Sohn Fritz, Amtgerichtsrat, und seine Schwiegersöhne Langer, Schulrat in Oberglogau, und Kupka, Schulrat in Kosel, ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Seine Gattin Hedwig war die Tochte des Gymnasialprofessors Kastner in Neisse, der sich durch seine heimatkundlichen Forschungen einen unvergänglichen (Leo: ?) Namen gemacht hat. Sie starb am 30.12.1915 in Neisse. Josef Dobroschke besaß die Kriegsgedenkmünze von 1866 und war für seine verdienstvolle Tätigkeit mit dem Adler der Ritter des Hohenzollernschen Hausordens und mit dem roten Adlerorden 3.Klasse mit Schleife und dem Titel Schulrat ausgezeichnet worden. Die Schlesische Zeitung charakterisierte ihn in einem Nachrufe als eine markante Persönlichkeit in der pädagogischen Welt, die das Ziel ihrer Tätigkeit in der Befähigung ihrer Schüler zur selbständigen Erfassung und Erfüllung ihrer Amtspflichten sah. Das stimmt! Wenn der Verfasser besagten Nachrufs die allzeit gerechte Würdigung der Individualität seitens des Direktors gegenüber seinen Schülern hervorhebt, so ist dies nur bedingt richtig. Parteiisch war er wohl nicht, aber er hat durch sein zeitweise recht schroffes Wesen manchen seiner Seminaristen vor dem Kopf gestoßen, der wirklich guten Willens war, aber sich in seine sokratische Lehrweise nicht finden konnte. Und seine Unterrichtserfolge waren im Grunde doch recht mäßig. Trotsdem schätze ich ihn hoch und bin ihm heute noch dankbar. Vorbildlich war mir immer seine kernige, ungeheuchelte Frömmogkeit

Da ausführliche Lebenserinnerungen im Entwurfe von mir vorliegen, so kann ich des weiteren auf wenige Daten beschränken.

Zum 1.3.1889 wurde ich in die Adjuvanten- (=Hilfslehrer) Stelle zu Giersdorf, Kreis Neisse, berufen, nachdem ich am 28.2. meinen Diensteid in die Hand meines nunmehrigen Kreisschulinspektors Faust abgelegt hatte. In gleicher Eigenschaft wurde ich am 16.11.1890 an die Schule in Dürr-Arnsdorf im gleichen Kreise versetzt und nach Ablegung der Prüfung zur definitiven Anstellung im Schulamte (sog. 2. Lehrerprüfung) am Zülzer Seminare (30.10.91) als planmäßiger Lehrer in Dürr-Arnsdorf bestätigt (1.12.92). Auf meinen Antrag präsentierte mich mein Chef für die 2. Lehrerstelle an der Schule in Deutsch-Wette, die ich 16.10.95 antrat. 1909 bewarb ich mich um die vakante 1. Lehrerstelle in Ludwigsdorf, Kr. Neisse, mit der das Organisten- und Küsteramt in der dortigen Filialkirche (Parochie Neuwalde) organisch verbunden war, die ich auch erhielt und am 1.10.1909 übernahm. Am 1.4.1911 wurde ich zum Hauptlehrer ernannt. Am 1.11.1930 trat ich in den Ruhestand und zog nach Neisse.

Am 27.5.1896 hatte ich als 2.Lehrer in Deutsch-Wette die Ehe geschlossen mit Martha (9), der Tochter des Hauptlehrers Emanuel Kalt [18] in Giersdorf und dessen Ehefrau Ida geb. Rothkegel (19). Zeugen: Lehrer Titus Rothkegel [19a] aus Neisse und Lehrer Paul Milde aus Breslau.

Sechs Kinder wurden mir in Deutsch-Wette geboren:

. Leo [4] geb. .4.1897 gest. .2.1984
. Hildegard (4a) .6.1898
. Ida (4b) .7.1899
. Reinhold [4c] .9.1905
. Felix [4d] .4.1907 verschollen

Alle drei Söhne besuchten das Staatliche Gymnasium Carolinum in Neisse (humanistisches Gymnasium) bis zum Abitur. (Leo: Felix machte das Abitur in Frankenstein). Leo wandte sich nach dem 1. Weltkriege, den er an der Westfront von 1917 bis 1918 mitmachte, dem Volksschullehrerberufe zu un erwarb sich die Befähigung zum Mittelschullehrer. Reinhold studierte Philologie (Naturwissenschaften) an der Universit ät Breslau un erwarb sich durch Staatsexamen die Befähigung zum Gymnasiallehrer. Felix besuchte die Handelshochschulen in Berlin und Wien, brachte aber sein Studium nicht zum Abschlusse und wurde schließlich Buchhändler, dann Reichsangestellter, bis er im 2. Weltkriege 1941 zum Heeresdienst einberufen wurde und gegen Ende des Krieges mit der 6. Armee am Pruth, die von den Rumänen im Stiche gelassen, von den Russen vernichtet worden ist, verschollen ist.

Die beiden Töchter besuchten nach hauswirtschaftlicher Ausbildung in dem Pensionate der Armen Schulschwestern in Krelkau bei Münsterberg Berufsschulen mit Erfolg: Hildegard nach Absolvierung der Abschlußklasse der Marienschule (Mädchen-Mittelschule) in Breslau das Handarbeits-Lehrerinnen-Seminar daselbst und trat darauf als Handarbeitslehrerin in die Kongregation der armen Schulschwestern U.L.Fr. ein (Dorothea: Ordensname Candida); Ida ließ sich in der Frauen-Berufsschule der Stadt Breslau als Fröbelsche Kinderpflegerin ausbilden.

Neisse, 24. September 1943



(Leo: Der Schreiber dieser Seiten, mein Vater Alfons Mücke, dessen Bemühungen diese Ergebnisse meiner umfangreichen Sippenforschungen und seiner beträchtlichen Ergänzungen rettete, ging in Gottes Frieden ein am 7.8.1954 in Salzgitter-Lebenstedt in meiner Wohnung)



Anhang I:

Die Brüder von August Mücke [16] und ihre Nachkommen



Ludwig Mücke [16a]
Häusler und Schneidermeister in Baumgarten, geb. 24.6.1820, gest. 23.3.1900, verheiratet seit 1857 mit Maria Schneider aus Rengersdorf, geb. 23.4.1823, gest. 26.4.1893.

Kinder:

a) Josef
geb. 26.2.1859, gest. in Habelschwerdt, wo er Privatsekretär des Landrates von Finkenstein daselbst war, am 29.9.1888, unverheiratet.

b) Alois
geb. 6.1.1861, Schneidermeister, wohnhaft in Langenbielau, verheiratet mit Maria Hartrampf aus Schurgast.
Von 6 in Baumgarten geborenen Kindern wuchsen 3 auf:
Bernhard gest. 1919, Maria geb. 1897 und Hedwig geb. 1898, beide unverheiratet.
Von Bernhard lebt noch ein Sohn.

(Leo: Der Sohn des Bernhard Mücke, der, soweit ich mich erinnere, auch Bernhard hieß, besuchte mich in den dreißiger Jahren in Breslau. Ich konnte ihm mit meinem Ahnenpasse bei der Aufstellung seines Stammbaumes helfen. Seine Mutter hatte wieder geheiratet. Die Leute wohnten in Chemnitz. Er war von kleiner Statur. Leider entstandt keine Briefverbindung.)

c) Rosalia
geb. 3.8. 1863, unverehelicht gest. in Glatz am 23.4.1934.
Ein unehelicher Sohn Linus, geb. 8.9.1886 in Baumgarten, starb als Bankbeamter in Neisse am 15.8.1938 und hinterließ einen von seiner Ehefrau Selma geb. Neugebauer am 7.6.1914 geborenen Sohn Bernhard (Dr.Math.), der in diesem Jahre 1943 die Tochter des Bruders seiner Mutter in Frankenstein geheiratet hat. Dieser Zweig der Mückensippe ist also noch lebensfähig.

(Leo: Das mathematische Familiengenie, den Dr.math. habe ich nicht zu Gesicht bekommen. Vor dem Dr. in Mathematik muß man aber Respekt haben. Es hieß immer, um ihn zu erlangen, müsse man einen neuen Lehrsatz erfunden haben. Mein Bruder Reinhold kannte den hellen Knaben, liebte ihn aber nur mäßig.)


Franz Mücke [16b]
getauft den 11.1.1822, gest. 27.9.1887. Er wurde am 2.8.1847 als Häusler und Schuhmacher in Baumgarten zu Hertwigswalde bei Kamenz getraut mit Ludgarde Fuhrmann, Tochter des Schmiedemeisters und Gärtnerauszügers Konstantin Fuhrmann dortselbst. Nach dem Tode seiner Frau zog er nach Wartha und betätigte sich beruflich als Gärtner, welchen Beruf er später bei einem Herrn von Willamowitz in Kletschkau bei Schweidnitz einige Jahre lang ausübte, bis er wieder zu seinem ersten Berufe und nach Baumgarten zurückfand.

Kinder:

a) Valentin
geb. 16.2.1849, starb als Schneider in Wartha. Er war verheiratet mit Berta Hartmann, ein Sohn Bruno.

b) Anna
geb. 5.9.1850, gest. fast 91 jährig am 25.5.1941 in Baumgarten. Nach dem Tode des Kantors Hirschberg, bei dem sie etwa 18 Jahre bedienstet war, heiratete sie den Witwer und Schneider Alois Lux in Baumgarten, der eine Anzahl von Jahren vor ihr starb. Keine eigenen Kinder.

(Leo: Ich habe sie gekannt, ein liebes altes Mütterchen.)


Karl Mücke [16d]
geb. 14.1.1828, gest. als Schneidermeister in Reinerz den 17.2.1914, verheiratet seit 1857 mit Anna Schwarz aus Reinerz, geb. 16.5.1830, gest. 16.12.1893.

Kinder:

a) Maria
geb. 24.10.1858, gest. 14.3.1915 in Carn owanz bei Oppeln (Klosterbrück später), ledig

b) Karl
geb. 18.10. 1860, gest. als Schreiber beim Amtsgerichte in Reinerz am 10.8. 1901, ledig.

c) Anna
geb. 20.2. 1864, gest 28.2.1924 in Carnowanz, ledig

d) Paul
geb. 21.12.1867. Lehrer in Gellenau, Kr.Glatz, später in Carnowanz, im Ruhestand in Reinerz. Er heiratete am 14.10.1924 Hedwig Ullrich aus Reinerz, geb. 7.2.1876. Keine Kinder. Auch dieser Zweig erlischt.

(Leo: Den Großonkel Karl und seine Kinder Maria, Anna und Paul habe ich flüchtig gekannt. Bei den Schwestern Ullrich haben wir nach unserer Hochzeit im Jahre 1922 gewohnt in einem möblierten Zimmer mit Ausblick auf den Ring. Das Haus gehörte dem Konditor Konrad, dessen Tochter meine Schülerin war.)



Anhang II:

Die Nachkommen von Bernard Mücke [64] auf der in Grunau


Im Jahre 1785 verkaufte Bernhard Mücke [64] seine Häuslerstelle seinem Sohne Anton Mücke [32f], geb. 1761, für 100 Taler. Anton heiratete 1786 die Anna Rosina Sündermann aus Hemmersdorf, die 1794 starb, worauf er mit Elisabeth Steiner aus ? eine 2. Ehe einging. Von seiner 1. Frau erhielt er 5 Kinder, von denen nur die 1786 geb. Theresia am Leben blieb, die 1819 den Josef Reinold in Hemmersdorf heiratete. Von den 5 Kindern aus der 2. Ehe blieben am Leben der 1801 geb. Anton, der Besitznachfolger, und der 1809 geb. Eugen, später Schneider in Reichenau.


Auf den Vater Anton Alois] folgte sein Sohn Anton Mücke. Er heiratete 1833 die Johanna Grützner, Pflegetochter des Müllermeisters Wolf in Frankenberg. Acht Kinder. Anton starb 1871, Johanna, geb. Grützner, war zwei Jahre vor ihm gestorben.


Auf Anton Mücke Sohn folgte der 1840 geb. Sohn August Mücke, der die im Jahre 1903 an Josef Wagner verkaufte, dem 1935 sein Sohn Clemens Wagner folgte. August Mücke kehrte an den Ausgangspunkt unseres Geschlechts nach Heinrichswalde zurück, nachdem die Familie die 186 Jahre besessen hatte. August starb in Heinrichswalde, 1921.


Dieses Mückengeschlecht setzte in Grunau fort: Karl Mücke, der 1851 geborene Sohn des Anton Mücke zu 2). Er heiratete 1877 die Johanna Buhl, Tochter des Häuslers Anton Buhl von der . Anton Buhl war ein Nachkomme des Bernard-Mücke-Kaufbürgen Josef Buhl von der 74, dessen Sohn Anton 1765 die Nr. 35 erwarb. Karl Mücke kaufte 1899 die von seiner Schwägerin Auguste Buhl. Er starb 1933, ein Jahre nach dem Tode seiner Frau Johanna.


Nur der jüngste von den 4 Karl-Söhnen, der 1888 geb. Paul Mücke blieb in Grunau, übernahm 1920 die und heiratete im gleichen Jahre Maria Volkmer aus Grunau, von der er 5 Kinder erhielt:
1921 Josef, 1922 Hedwig, 1924 Adelheid, 1926 Alfred und 1931 Maria. Die Mutter starb 1931. Der Witwer heiratete Martha Beckert aus Alt-Altmannsdorf.

(Leo: Diese Leute also sind meine Entdeckung. Es ist dafür gesorgt, daß der Mückenname dieses Zweiges nicht erlischt. Josef, geb. 1921, hat von seiner Frau Aurelie, geb. Paar, vier Jungen: Hubert, Ludwig, Robert und Michael 1952, 54, 60 und 66. Er ist Tischler und wohnt im eigenen Hause in 8431 Loderbach über Neumarkt in der Oberpfalz. Ich schätze ihn sehr und empfehle allen unseren Mücken seine Bekanntschaft zu machen. Laßt mir bitte die Verbindung zu diesem Mückenzweige nicht noch einmal abreißen. Seine Schwester Hedwig hat Alois Tschöpl geheiratet, der Schaffner bei der Bundesbahn ist. Dieses Paar wohnt im eigenen Hause in 8481 Rothenstadt über Weiden Opf., Herrenweg 5. Sie haben 5 Kinder. Ihre mathematische Tochter Brigitte macht im nächsten Monate Juni 1967 das Abitur an der Oberrealschule für Mädchen in Weiden. Bei Tschöpls wohnen die alten Eltern Paul und Martha Mücke, beide leider schon recht hinfällig.)

So weit mein Vater. Als er im Januar 1945 bei 20 Grad Kälte im offenen Güterwagen aus Neisse fliehen mußte, steckte sich der 76jährige Mann diese Chronik der Familie Mücke aus Grunau und die der Buchwalds und Anlauffs aus Baitzen, die er aus meinen Forschungsergebnissen und für das letzte Jahrhundert aus eigenem Wissen zusammengestellt hatte, ein und rettete sie, als das einzige, was mir aus meiner achtjährigen Sippenarbeit für die Dörfer bei Kamenz übrig blieb. Ihm sei dafür herzlich gedankt.
Er erwähnt eigene Lebenserinnerungen. Diese aber mußte er in seiner Wohnung liegen lassen. Sie sind verloren.
Ich bitte zu beachten, daß der "Ich" in den ersten Kapiteln bis Franz Mücke einschließlich ich, Leo Mücke, bin, während von August Mücke an der "Ich" mein Vater Alfons Mücke ist.

Ich, Leo, schrieb die Chronik meines Vaters Alfons hier ab im Mail 1967.
Gott segne Euch alle, die Ihr sie lest. Gedenket bitte meines Vaters und meiner im Gebete.
332 Salzgitter-Lebenstedt, Kampstraße 13, den 31.5.1967.